Bräuche & Traditionen

10 Zur Geschichte der Brauchforschung in der Steiermark Das Volkskundemuseum in Graz wurde 1913 gegründet, und seit 1924 ist die Volkskunde an der Universität Graz als eigenständige Disziplin etabliert. Die Wurzeln der Volkskunde – und damit auch der Brauchforschung – reichen jedoch weiter zurück. Erste Beschreibungen steirischer Bräuche finden sich bereits in frühen Reiseberichten sowie topografisch-lexikalischen Landesdarstellungen. Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen zudem wertvolle Quellen zu Bräuchen, Sitten und zur Kleidung der Bevölkerung, die auf die statistischen Erhebungen von Erzherzog Johann (1782–1859) zurückgehen. Neben Daten zur wirtschaftlichen Situation und zur Bevölkerungsstruktur hielten diese Erhebungen auch Aspekte der Fest- und Feierkultur, des Volksglaubens, des Tanzes und der Musik fest. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs insbesondere im Bürgertum das Interesse an den kulturellen Ausdrucksformen der ländlichen Bevölkerung. Industrialisierung und Urbanisierung, verbunden mit einem romantisierenden Blick auf das „einfache Volk“, weckten die Sorge, dass eine vermeintlich heile Lebenswelt verloren gehen könnte. Viele Einzelpersonen engagierten sich daher als Heimatforscher, wie beispielweise die Lehrer Johann Krainz (1847–1907) und Karl Reiterer (1860–1934), und dokumentierten volkskulturelle Erscheinungsformen. In dieser Zeit entstanden in der Steiermark auch die ersten Heimatmuseen, und es formierte sich die Heimatschutzbewegung, die sich dem Natur- und Denkmalschutz sowie der Bewahrung regionaler Traditionen widmete. EVA HEIZMANN BRÄUCHE & TRADITIONEN Oswaldikirchtag in Krakaudorf, 3. August 1919. Foto: Volkskundemuseum/Viktor Geramb (F 1729).

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2NDc=