12 Sammlungspraxen am Volkskundemuseum Unter der niedrigen Eingangsnummer 190 und dem frühen Eingangsdatum Jänner 1914 ist ein Taufandenken im Sammlungsinventar des Grazer Volkskundemuseums registriert. Bezeichnet als Kreasengeldzier war diese Art von Schmuckobjekt zumeist ein Geschenk der Patin oder des Paten und Teil des Taufrituals. Es diente einerseits als Zier für das Taufkissen und war andererseits eine Möglichkeit, auf besondere Weise eine Geldmünze zu schenken. Als Erinnerungsstück an das christliche Sakrament wurde es zumeist lebenslang aufbewahrt. Objekt 190 ist kein Einzelstück, vielmehr eines von zahlreichen Sammlungsobjekten, das für den zentralen Themenbereich „Bräuche und Rituale“ aufgenommen wurde. Dennoch sticht es hervor. Weniger durch seine Machart, die eine durchaus übliche Fertigungstechniken zeigt, sondern vor allem durch die vorhandenen Zusatzinformationen. Eine eingearbeitete Aufschrift liefert erste Fakten: „Hubert, geboren den 14. November 1869 um 3 Uhr früh, getauft um 4 Uhr Nachmitttag, Zeichen Fisch, Planet Marss“. Auf der originalen Karteikarte erfahren wir Näheres zu Ort und Zeit: „Die Taufe fand nach Angabe des Besitzers in Anger (Oststeiermark) statt und das Taufandenken soll schon sein Vater gehabt haben und es soll bei ihm wieder verwendet worden sein.“ Mit diesen Angaben können wir uns der Deutung dieser Taufpraxis erstaunlich weit annähern – zumindest im Vergleich zu vielen anderen Exponaten, die in diesem Zeitraum aufgenommen wurden. Die zeitliche Nähe von Geburt und Taufe sowie die Weitergabe des Taufandenkens innerhalb der Familie geben MARTINA EDLER BRÄUCHE & TRADITIONEN Objekt Nr. 190: Kreasengeldzier. Foto: UMJ/Hannah Pilgram. Veranschaulicht anhand von zwei Beispielen
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