Bräuche & Traditionen

22 BRAUCHen wir das noch? ELISABETH SCHLÖGL BRÄUCHE & TRADITIONEN Objekte und Dokumente zu Bräuchen und Ritualen in Museen und Sammlungen in den steirischen Regionen „Ein Brauch ist etwas von gestern, was wir heute noch brauchen“, formulierte einmal salopp ein Museumsmitarbeiter in einem persönlichen Gespräch. Was nehmen wir also aus der Vergangenheit mit und bewahren es im Museum? Weder die Pfingstkrapfen aus dem Sölktal noch das freche jugendliche Treiben, das Pfingstlucken in Weinburg am Saßbach, lassen sich in einer Sammlung bewahren, oder? Rund 320 steirische Museen ermöglichen diesen Brückenschlag: Sie konservieren nicht nur materielle Objekte, sondern sammeln Erinnerungen, Dokumente, Erzählungen. In ihren Beständen finden sich zahlreiche Zeichen- und Bedeutungsträger, die auf Feste, Rituale oder vergangene Lebensweisen und Herausforderungen verweisen und für gegenwärtiges Handeln inspirieren. Der „Faschingbrief“ im Kammerhofmuseum Bad Aussee Ein bemerkenswertes Beispiel für die Verbindung von Objekt und immaterieller Praxis sind die „Faschingbriefe“ im Kammerhofmuseum Bad Aussee. Der Ausseer Fasching, aufgenommen ins Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes, geht weit über bunte Maskeraden hinaus. Der „Faschingbrief“ dokumentiert die humorvolle, oft gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit lokalen Begebenheiten. Er wird alljährlich meist mit musikalischer Begleitung und handgezeichneten Bildern in Gaststätten vorgetragen. Das Kammerhofmuseum bewahrt Video-, Audioaufnahmen, Briefe und Bilder davon und macht so den Brauch auch für kommende Generationen erfahrbar. Faschingbrief mit Hans Gielge (1901–1970), ehemaliger Schul- und Museumsdirektor in Bad Aussee, 1953. Foto: Kammerhofmuseum Bad Aussee/Peter Grill.

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