Bräuche & Traditionen

ELISABETH SCHLÖGL Glück auf! Die gusseiserne Bergmannsfigur, gefertigt in der Eisengießerei Gußwerk bei Mariazell, markierte einst einen Stolleneingang im Bergbaugebiet Leoben. Heute bewahrt das MuseumsCenter Leoben dieses Objekt als bedeutenden Zeugen regionaler Montangeschichte und der damit verbundenen Bräuche. Bis vor Kurzem verließ die Figur jährlich am 4. Dezember das Museum und wurde in die Barbarafeierlichkeiten in und um Leoben eingebunden. Die Bräuche rund um die hl. Barbara als Schutzpatronin des Bergbaus waren einst Ausdruck des Dankes und der Bitte um Schutz im gefährlichen Bergbau und hatten eine gemeinschaftsbildende Aufgabe. Die Rolle des Bergbaus wandelte sich vom Rohstoffabbau und von der Erwerbsarbeit hin zur forschungs- und innovationsgetriebenen Bergbauindustrie. Die Feierlichkeiten erfüllen wohl immer noch eine gemeinschaftsbildende Aufgabe: montanhistorischer Rundgang mit Knappentänzen und Liedern, Barbaramesse in der Stadtpfarrkirche, Andacht in der Barbarakapelle und Ledersprung (Erstsemestrige der Montanuniversität springen bei diesem Initiationsritus über ein Arschleder und werden so symbolisch in die Gemeinschaft der Bergleute aufgenommen) sowie die Barbarafeier im Stadttheater mit Gedichten und musikalischen Beiträgen von Chören und der Bergkapelle Seegraben. Fazit Nicht jeder Brauch erscheint heute zeitgemäß oder nachvollziehbar, dennoch bleibt das Interesse daran, wie und warum sich bestimmte Bräuche entwickeln, wandeln und weiterleben. Auch wenn nicht alle Praktiken die Zukunft überdauern werden, braucht der Mensch feste Rituale: Sie strukturieren den Alltag und schaffen in lebensverändernden Situationen – wie bei Geburt, Krankheit oder Abschied – Orientierung. Welche Traditionen, Bräuche und Rituale künftig gebraucht werden, ist abhängig von gesellschaftlichen Entwicklungen. Umso wichtiger ist die kontinuierliche Arbeit der Museen und Sammlungen, die Bräuche und die damit in Verbindung stehenden Objekte und deren Geschichten zu bewahren, zu dokumentieren und zu vermitteln. Museen sind nicht bloß Aufbewahrungsorte, sondern attraktive Räume des Austauschs – zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Mensch und Mensch, Ding und Mensch. Mit Gegenständen, Fotos, Videos, Zeitzeugenberichten ermöglichen Museen Reflexion, Weitergabe und Diskussion von immateriellem und materiellem Kulturerbe für kommende Generationen. Gusseiserne Bergmannsfigur, 19. Jahrhundert. Foto: Kulturquartier Leoben. Weitere Informationen Museumsforum Steiermark /UMJ I www.museumsforum-steiermark.at 23

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