24 Erzherzog Johanns Steiermark HANS-PETER WEINGAND ERFORSCHEN BRÄUCHE & TRADITIONEN Quellen zu Sitten und Bräuchen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Die Steiermark verfügt über einen herausragenden historischen Quellenbestand zu volkskundlich relevanten Themenkreisen, da Erzherzog Johann (1782–1859) ab 1810 für eine statistische Landesaufnahme neben Erhebungen zu wirtschaftlichen Belangen und zur Bevölkerungsstruktur auch Fragen zu „religiös-sittlichen“ Themen ausschicken ließ, was in den 1830er-Jahren wiederholt wurde. Die umfangreiche Sammlung der Antworten mit 1350 Heften, die nach Orten gegliedert sind, gelangte in den Nachlass seines Sekretärs Georg Göth (1803–1873) und befindet sich heute im Steiermärkischen Landesarchiv. Viktor Geramb (1884–1958), der 1913 das Volkskundemuseum in Graz gründete, ließ von diesem, im Landesarchiv deponierten Material ab 1915 von seinen Studentinnen und Studenten Abschriften anfertigen. Ab 1930 wurden diese, versehen mit 380 Stichwörtern der damaligen Internationalen volkskundlichen Bibliographie, auf Karteikarten übertragen, die sich heute im Volkskundemuseum am Paulustor befinden. Abgelegt mit Schlagwörtern wie Aberglauben, Charaktereigenschaften (wodurch man viel über Stereotypen und Vorurteile erfährt), Feste, Musik, Nahrung, Tracht, Unterhaltung, Wetterregeln, Wohnen usw. wird der riesige handschriftliche Bestand überhaupt erst zugänglich und für spezielle Fragestellungen nutzbar. Die Volkskundlerin Lisl Waltner (1950–2022) edierte in den 1980er-Jahren einen Bruchteil dieser Informationen über Sitten und Bräuche zur Zeit Karteikästen mit den Abschriften aus der Göth’schen Sammlung im Archiv des Volkskundemuseums. Foto: Eva Heizmann.
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