Bräuche & Traditionen

38 Wissenschaft als Film GABRIELE FRÖSCHL BRÄUCHE & TRADITIONEN Das Österreichische Bundesinstitut für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF) hatte zum Ziel, Film als wissenschaftliche Methode in Forschung und Lehre zu etablieren. Seine Aufgabe war die Produktion und Verbreitung wissenschaftlicher Filme und die Unterstützung von Institutionen bei der filmischen Dokumentation ihrer Forschung. Die methodische Grundlage bildete die „Encyclopaedia Cinematographica“, eine formal rigide Vorgabe hinsichtlich des Aufbaus und der Umsetzung wissenschaftlicher Filme, die in der Praxis meist weniger streng als vorgeschrieben gehandhabt wurde. Ab den 1980er-Jahren setzte ein langsamer Wandel in der Gestaltung und Ausführung der wissenschaftlichen Filme ein: Autorinnen und Autoren begannen, sich zunehmend von den strengen Regeln zu lösen, und entwickelten eine freiere, dokumentarisch geprägte Arbeitsweise. Insbesondere im Bereich der Volkskunde wurde der Fokus nicht nur auf die Dokumentation materieller Kultur gelegt, wie vorgeschrieben, sondern auch auf die Einbettung von Ritualen in ihren kulturellen und sozialen Kontext. So wurde der Film nicht nur zum bloßen Beobachter von Vorgängen – mit dem Anspruch, ein „neutrales“ Bild zu vermitteln –, sondern zum erklärenden Medium, das dem Publikum Zusammenhänge erschloss. Visuelle Archive vergangener Lebenswelten Die Filmproduktionen des ÖWF lassen sich drei Hauptkategorien zuordnen: Hochschulunterrichtsfilme, Forschungsfilme und Dokumentationsfilme. Vor allem Letztere haben im ethnologischen Bereich eine zentrale Rolle eingenommen. Sie dienten nicht nur der Dokumentation von Forschungsergebnissen, sondern Die ethnografischen Filme des ÖWF Herstellen der Breinwurst, St. Andrä-Höch, 1968. Holzknechtspiele des Ausseerlandes, Bad Aussee, 1975. Einblicke in einzelne Filme der Österreichischen Mediathek/ÖWF:

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