Ursprünglich entstand das Schifferlsetzen aus der Not heraus: Früher verursachten die sogenannten „Nikolo-Hochwässer“ oft große Zerstörungen und Armut. Um in dieser schweren Zeit Solidarität zu zeigen, stellten Menschen aus der Nachbarschaft den weniger Betroffenen heimlich ein „Schifferl“ vor die Tür und baten um Hilfe. Neben den typischen Nikolausgaben erhielten die Bittsteller*innen Kleidung und andere Hilfsgüter. So entwickelte sich das Schifferlsetzen im Mariazellerland als ein sogenannter „Heischebrauch“. Auch wenn die ursprüngliche Motivation heute in den Hintergrund getreten ist, bleibt die Form dieser Tradition seit Jahrzehnten unverändert. Die besonderen Falttechniken und die Überlieferung von Sprüchen, die den Schifferln beigegeben werden, werden als tradiertes Wissen an die jüngere Generation weitergegeben. Dabei spielen in der Erhaltung vor allem Familien, pädagogische Fachkräfte in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie das Heimathaus Mariazell eine zentrale Rolle.