Die Gleichenberger Dorffrauen - ein Unikum aus dem Vulkan- & Thermenland

Drei Stimmen aus Jammberg

Wenn man im Vulkanland von musikalischer Volkskultur spricht, dürfen die Gleichenberger Dorffrauen nicht fehlen. Maria Hirschmugl (1931–2015), Mathilde Rauch (*1933) und Amalia Trummer (*1936), geborene Schmoll, stammten aus Jammberg bei St. Anna am Aigen. Schon in ihrer Kindheit prägten sie das gemeinsame Singen mit ihrer Mutter Maria und Tante Juli. Am Abend saßen sie oft mit Zither und Gitarre zusammen, sangen mehrstimmig und verbreiteten Freude bis in die Nachbardörfer.

Zitat aus Hilde Rauchs Tagebuch:
„Gestern Abend haben die Weißboart-Dirndln wieder gesungen – wir haben die Fenster aufgerissen – es hat wieder sehr schön geklungen.“

Von der Kapellenweihe auf die Bühne

Nach einer längeren Pause – bedingt durch Familiengründung – begann das musikalische Kapitel neu am 1. Juni 1984 bei der Kapellenweihe in Gleichenberg. Pater Georg war es, der das Talent der drei Schwestern erkannte, Pater Leopold nannte sie erstmals „Gleichenberger Dorffrauen“.

Ein Anruf bei Franz Steiner vom ORF wurde zum Schlüsselmoment: Er holte die Dorffrauen 1986 nach Graz ins ORF-Funkhaus. Von da an ging es steil bergauf.

Der „Stiefelknecht“ und andere Lieblingslieder

Ihr wohl bekanntestes Lied „Der Stiefelknecht“ wurde zum Markenzeichen. Doch ihr Repertoire war weit größer – Marienlieder, Messen, Scherzlieder, Heimatlieder, Gstanzln, vieles davon selbst getextet, wie Hilde Rauch oder Amalia Trummer es gerne taten.

1995 veröffentlichte Hilde Rauch das Lied „Aber dös is blöd“ – eine liebevolle, augenzwinkernde Antwort auf den Wunsch, immer nur den „Stiefelknecht“ zu hören.

Immer live und meist ohne Gage

Die Gleichenberger Dorffrauen traten bei Radiosendungen, Fernsehaufzeichnungen, Heimatabenden, Hochzeiten und kirchlichen Festen auf – immer live, ohne Proben, meist ohne Gage. 2001 standen sie sogar mit „The Dubliners“ in Feldbach auf der Bühne.

CD-Veröffentlichungen:

  • 2003: „Der Stiefelknecht“
  • 2009: zweite CD mit Begleitheft

Der familiäre Rückhalt blieb wichtig – ihre Männer, Kinder und Enkelkinder standen selten im Rampenlicht, unterstützten jedoch im Hintergrund.

Die Gleichenberger Dorffrauen. Foto aus dem Privatbesitz von Hilde Rauch.
Foto: Privatbesitz Hilde Rauch.

Ein Leben für die Musik – ein Vermächtnis für die Region

Der musikalische Höhepunkt kam 2004: Die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark durch Landeshauptfrau Waltraud Klasnic – auf Initiative des Steirischen Volksliedwerks und der ARGE zur Erhaltung regionalen Kulturguts.

Letzter Auftritt: 2008 – danach entschieden sich die Dorffrauen aus gesundheitlichen Gründen für den Abschied von der Bühne.

Ein Vermächtnis, das weiterklingt

Hilde Rauch, heute 92-jährig, lebt in Bairisch-Kölldorf. Sie hat ihre Erinnerungen und Aufzeichnungen mit großer Sorgfalt bewahrt. Ihre Tagebuchnotizen, Liedtexte und Fotografien erzählen nicht nur die Geschichte der Dorffrauen, sondern auch vom bäuerlichen Leben der 1940er bis 1960er Jahre – ein wertvolles Zeitzeugnis, dass nun auch den Weg in das steirische Volksliedarchiv gefunden hat.


Zitat zum Abschied

„Wir wurden gefunden, gesucht – waren über 20 Jahre lustig, fröhlich und gut gelaunt unterwegs… Obwohl wir es weit gebracht haben, blieben wir bescheiden. Danke.“ – Hilde Rauch


🎶 Video-Tipp: „Der Stiefelknecht“ auf YouTube

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Die Gleichenberger Dorffrauen