Sammlung Konrad Mautner (1880-1924)

Anlässlich des 100. Todestags des Volkslied- und Trachtensammlers Konrad Mautner (1880-1924) im Jahr 2024 wurden nun die im Steirischen Volksliedarchiv befindlichen Handschriften Mautners digitalisiert und in die Volksmusikdatenbank der Volksliedarchive in Österreich und Südtirol eingetragen. Im Steirischen Volksliedarchiv, das sich aus dem „Arbeitsausschuß für die Sammlung des deutschen Volksliedes in Steiermark“ (gegründet 1905) entwickelt hat und seit 2008 von der Volkskultur Steiermark GmbH betreut wird, sind wertvolle Bestände zu den Themenkreisen Volkslied und -tanz, Volksmusik und -poesie archiviert. Von einer Handschriftenabteilung mit rund 35.000 Belegen aus dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert über eine Biografiensammlung, diverse Nachlässe, ein Fotoarchiv bis hin einem umfassenden Tonarchiv reicht die breite Palette.

 

Anfang des 20. Jahrhunderts konnte der Volkslied-Arbeitsausschuss auf ein Netzwerk von Volksliedsammlern zurückgreifen, die ihre Aufzeichnungen an den Ausschuss ablieferten, die sich heute zum Großteil im Steirischen Volksliedarchiv befinden. Dazu zählten unter anderen Viktor Zack (1854-1939), Karl Reiterer (1860-1934), Johann Gollob (1850-1923) und auch Konrad Mautner. Konrad Mautner, Sohn eines jüdischen, bekannten Wiener Textilfabrikanten, verbrachte die Sommermonate seit seiner Kindheit mit der Familie in Gößl am Grundlsee. Dort lernte er Volkslied, Volkstanz, Tracht und Brauchtum kennen und lieben und begann, Trachten zu sammeln sowie Lieder, Gstanzln und Tänze aufzuzeichnen. Bereits 1910 veröffentlichte er die umfassende Sammlung „Steyerische Rasplwerk“.

Porträt von Konrad Mautner
„Wer klopfet an?“, aufgezeichnet von Konrad Mautner, St. Leonhard bei Aussee, Jänner 1912. © StVLA, Mappe 148.

Im selben Jahr schickte Konrad Mautner elf Weihnachtslieder, 21 weltliche Lieder (alle ohne Noten), neun Gstanzln, sieben Gasslreime sowie Reimsprüche an den Arbeitsausschuss; 1911 folgte eine weitere Einsendung mit 51 Vierzeilern. Im Jahr 1914 kam es zur Übermittlung von 155 Liedern (zum Großteil mit Melodien) und weiteren Gasslreimen.

 

Ebenso befindet sich im Steirischen Volksliedarchiv von Konrad Mautner eine maschinschriftliche Sammlung von rund 750 Vierzeilern – leider ohne Eingangsdatum -, die auch im „Steyerischen Rasplwerk“ abgedruckt wurden. 1919 erschien Mautners zweites großes Werk: „Alte Lieder und Weisen aus dem Steyermärkischen Salzkammergute“. Gemeinsam mit dem „Rasplwerk“ bildet es die erste volksmusikalische Dorfmonografie Österreichs. Über seine Volksliedaufzeichnungen in Gößl schreibt Mautner 1919: „Einer glücklichen Jugend sei Dank, die durch mehr als dreißig Jahre Worte und Klänge aus Bauernmund dem bald mit ehrlicher Freundschaft aufgenommenen Städter vertraut werden und ans Herz wachsen ließ. In freien Stunden vergangener Jahre wurde alles nach dem Gedächtnis in einen kleinen aber umfangreichen Band geschrieben; […] in diesem […] fand sich nahezu die gesamte mündliche Überlieferung des Dorfes Goeßl am Grundlsee […]“

 

Durch die schrittweise Digitalisierung der Bestände möchte die Volkskultur Steiermark GmbH dazu beitragen, die umfassende Sammlung des Steirischen Volksliedarchivs zu sichern und für alle Interessierten besser zugänglich zu machen. Durch die schrittweise Digitalisierung der Bestände möchte die Volkskultur Steiermark GmbH dazu beitragen, die umfassende Sammlung des Steirischen Volksliedarchivs zu sichern und für alle Interessierten besser zugänglich zu machen.

 

TIPP: Im Volkskundemuseum am Paulustor in Graz widmet sich die aktuelle Sonderausstellung „Das andere Leben. Fotografien von Konrad Mautner“ dem passionierten Volkslied- und Trachtensammler.