Seit tausenden Jahren versucht sich die Menschheit vor Hitze und Kälte zu schützen und benutzt dazu die bei der Jagd anfallenden Häute der erlegten Tiere. Im Mittelalter befanden sich in jedem größeren Ort Gerbereien, welche diese gleich vor Ort verarbeiteten. Straßennamen wie „Gerberländer“, „Gerbergasse“ oder „Lederwaschgasse“ erinnern heute noch an ehemalige Gerbereien, welche sich ausschließlich an Bächen und Flüssen ansiedelten, da für das Gerben viel Wasser benötigt wurde. Besonders im alpenländischen Raum bieten seit jeher die großen Wildbestände und deren Bejagung den optimalen Ausgangsstoff für die Sämischgerbung von Wildleder.
Die dauerhafte Konservierung (Gerbung) erfolgt auf verschiedene Weise, wobei die Sämischgerbung in Bezug auf Weichheit und Tragekomfort hervorsticht. Durch die längere Haltbarkeit wurde das Sämischleder neben dem Loden zu einem fixen Bestandteil der alpenländischen Bekleidungskultur. So gehört die Lederhose heute noch für viele zur Standardbekleidung seit Kindheitstagen. Durch den exklusiven Einsatzbereich als Bekleidungsleder für hochwertige Maßanfertigungen blieb das Sämischleder weitgehend vor industrieller Fertigung verschont. In der heutigen Zeit werden die Rohhäute von Rohhauthändler*innen bezogen, die diese von großen Wildverarbeitungsbetrieben ankaufen und sortieren. Der intensive Fischgeruch, der zum Gerbprozess notwendig ist, ist ein unverkennbares Kennzeichen jeder Sämischgerberei und liegt jedem Gerberfamilienmitglied von Geburt an in der Nase. So wachsen die angehenden Gerber*innen mit allen Arbeitsschritten auf und werden mit dem seit Generationen vorhandenen Wissen des Gerb-Verfahrens vertraut gemacht.