Vergolden & Staffieren

Vergolden und Staffieren wird seit der Antike praktiziert, um Objekten den Anschein massiven Goldes zu geben. Grundsätzlich sind die Polimentvergoldung, die glänzend oder matt ausgeführt werden kann, und die Ölvergoldung zu unterscheiden. Die aufwendigere Polimentvergoldung wird mit Blattgold, Blattsilber, Palladium und Platin (und deren verschiedenen Legierungen) ausschließlich im Innenbereich angewendet. Die technisch einfachere Ölvergoldung kann auch im Außenbereich verwendet werden.
Die Polimentvergoldung bildet das Herzstück des Vergolderhandwerks. Dabei wird ein Gemisch aus Hautund Knochenleim und verschiedenen Kreiden mehrmals auf das Werkstück aufgetragen. Nach dem Trocknen wird die Oberfläche geschliffen, eventuell graviert und gewuggelt (Tremolierstrich), und danach werden geprägte Applikationen oder Pastiglia aufgetragen. Als Kleber für das Blattgold dient Poliment – eine besonders aufbereitete Tonerde –, das nach individuellen und mündlich überlieferten Rezepturen hergestellt wird. Mit einem Fehhaarpinsel (Ohrenhaare des Eichhörnchens) wird die sogenannte Netze, eine Mischung aus Alkohol und Wasser, aufgetragen. Darauf wird das Blattgold mit dem „Anschießer“ (ein Pinsel aus den Schweifhaaren des Eichhörnchens) auf das Werkstück geklebt. Im letzten Arbeitsschritt wird das trockene Gold mit dem Polierstein auf Hochglanz gebracht.
Die Blütezeit des Vergoldens und Staffierens lag im Barock und Rokoko, aber auch im Jugendstil und Art déco waren diese Techniken sehr gefragt. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm das Interesse stark ab – die zeitgenössische Architektur sieht heute kaum mehr Vergoldungen vor, sodass es immer weniger Handwerksbetriebe gibt, die diese Techniken ausüben und somit auch tradieren.
Vergolden und Staffieren
Foto: Schaunigg/Tom Lamm
Vergolden und Staffieren
Foto: Schaunigg/Tom Lamm

Vergolden & Staffieren

Aufnahme: 2017 | 
österreichweit