Das Buchbinderhandwerk

Das Wissen um die Buchbindekunst wurde in mittelalterlichen Klöstern von Mönchen entwickelt und weitergegeben. Die handgeschriebenen Bücher und deren Buchdeckel wurden oft aufwendig mit Kleinodien und Goldschmiedearbeiten veredelt. Mit der Erfindung der Buchdruckkunst im 15. Jahrhundert etablierte sich das Buchbinderhandwerk als selbstständiges Gewerbe, wobei dieses Handwerk bis heute mit traditionellen Mitteln ausgeübt wird. Das Wissen um die traditionellen Handwerkstechniken wird seit Generationen im Familienverbund und in Form einer dualen Berufsausbildung weitergegeben.
Die Veredelung von Büchern war stets einem stilgemäßen Wandel unterworfen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden verschiedene Bindungs- und Einbandarten, Präge-, Stempel- und Verzierungstechniken sowie Vergoldetechniken neu entwickelt und interpretiert. Im 18. Jahrhundert fanden erste Buchbindermaschinen wie etwa die Deckelschere, Buchschneidemaschinen, Prägepressen oder Falz- und Fadenheftmaschinen Einzug in das Handwerk. Die Maschinen kommen zum Teil noch heute in handwerklich orientierten Buchbindereien zum Einsatz. Für die Arbeiten werden außerdem traditionelle Werkzeuge und Hilfsmittel wie das Buchbindermesser verwendet.
Gegenwärtig beschäftigen sich Buchbinder:innen vor allem mit dem Erhalt und der Restaurierung von historischen Beständen, mit der Erstellung von Neueinbänden oder der Fertigung von Schubern, Kassetten und Feinkartonagen in Handarbeit. Der Einsatz von unterschiedlichen Materialien erfordert umfassende Kenntnisse der individuellen Verarbeitungsmethoden und deren Zusammenspiel. Die Gemeinschaft der Buchbinder:innen ist bemüht, die Bedeutung des schwindenden Buchbinderhandwerks in Form von verschiedenen Initiativen (Tag der offenen Tür, Führungen, Workshops oder durch Ausstellungen in Kooperation mit österreichischen Museen) zu vermitteln.
Buchbinderhandwerk, Bild 2
Foto: Sixl-Fuchs
Buchbinderhandwerk, Bild 1
Foto: Sixl-Fuchs