Federkielstickerei

Die Federkielstickerei ist eine spezielle Ziertechnik, bei der gespaltene Federkiele von Pfauenfedern zu Ornamenten in pflanzlich gegerbtes und mit einer Ahle vorgestochenes Rindsleder eingezogen werden. Die Kunst des Federkielstickens gibt es seit ca. 1790. Dieses Handwerk wurde beinahe im gesamten deutschsprachigen Alpenraum – in Bayern, Tirol, Salzburg und Oberösterreich – betrieben. Auch aus dem Ausseerland gibt es Hinweise auf die Ausübung dieses Handwerks im 19. Jahrhundert.
Bis heute dient die Federkielstickerei, die eine jahrelange Ausbildung und Praxis verlangt, der Herstellung und Restaurierung von trachtigen Accessoires – Gürteln, Hosenträgern, Handtaschen oder Geldbörsen. Eine Besonderheit bildeten in früheren Zeiten die Fatschen – breite, reich bestickte Schmuckgürtel. Neben diese durchgehend gleich breiten Fatschen traten ab 1840 die Blattlranzen, die an der Vorderseite eine blattförmige Erweiterung, das Blattl, aufweisen, auf das aufwendige Muster gestickt werden. Aufgrund der komplexen Herstellungsweise waren Federkielobjekte stets sehr teuer und galten als Statussymbole reicher Handwerksbürger:innen und Bäuer:innen. Sie gehör(t)en auch zur Ausstattung von Trachtenvereinen.
Erzeugt wurden Federkielobjekte früher in erster Linie von Riemer:innen, aber auch von Handschuhmacher:innen und vereinzelt Sattler:innen. Heute gibt es für die Federkielstickerei keinen eigenen Lehrberuf mehr. Dieses Handwerk wird nun dem Taschnergewerbe (Ledergalanteriewarenerzeuger: in und Taschner:in) zugeordnet, und die Ausbildung ist nur mehr als eine Sonderform dieses Gewerbes möglich. Neben der Herstellung neuer Objekte werden heute vielfach historische Stücke restauriert.
Federkielstickerei, Foto 2, Immaterielles Kulturerbe
Foto: Ulrike Rauch
Federkielstickerei, Foto 1, Immaterielles Kulturerbe
Foto: Ulrike Rauch

Federkielstickerei

Aufnahme: 2019 | 
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