Samsontragen

im Lungau und Bezirk Murau

Der Brauch des Samsontragens ist fixer Bestandteil des regionalen Jahrlaufs im Salzburger Lungau und im Bezirk Murau. In zwei steirischen Orten (Murau und Krakaudorf) sowie zwölf Ortschaften im Salzburger Lungau wird an besonderen Festtagen ein Samson durch den Ort getragen: Der Samson ist eine bis zu 100 Kilo schwere und fast sieben Meter hohe Umgangsfigur. Beim Umzug, der von der Musikkapelle und Schützengarde begleitet wird, lastet der Samson auf den Schultern einer einzigen Person, die von vier Aufhabern unterstützt wird.
In Krakaudorf findet der traditionelle Samsonumzug jährlich am Oswaldisonntag Anfang August statt, in Murau am 15. August. Der Brauch geht auf die Barockzeit zurück, als auf Betreiben der Kapuziner zu Fronleichnam und am Bruderschaftsmontag prunkvolle Umzüge mit Darstellungen von Szenen aus der Bibel auf großen Schauwägen abgehalten wurden. In den Reihen der Schützen wurde die Riesenfigur des Samson, eines alttestamentarischen Richters, mitgeführt. Spätestens gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam es mit der Aufklärung zur Reformierung der religiösen Bräuche und damit zum Verbot des Mitführens von Riesenfiguren bei Prozessionen. Seitdem finden die Umzüge nicht mehr im Rahmen von Prozessionen, sondern davor und danach statt.
Die Ausbreitung der Samsontradition auf verschiedene Gemeinden erfolgte aus unterschiedlichen Motiven: als Ausdruck der Volksfrömmigkeit, als Zeichen eines erstarkenden Traditionsbewusstseins oder zur Belustigung der Bevölkerung. Zusätzlich zu den Umzügen an den Prozessionstagen rücken die Samsonfiguren heute nur zu ganz besonderen Anlässen aus. Ähnliche Umzugsriesen kennt man auch in anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel in Spanien, Belgien, Portugal oder Frankreich.
Samsontragen Murau
Samsontragen in Murau. Foto: Egger
Samson Murau
Samsontragen in Krakaudorf. Foto: Schützengarde Krakaudorf

Samsontragen im Lungau und Bezirk Murau

Aufnahme: 2010 | 
Steiermark, Salzburg