Streuobstanbau in Österreich

Der Streuobstanbau, wie er heute praktiziert wird, entstand vor allem ab dem 17. Jahrhundert. Streuobstwiesen sind das Ergebnis einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung und eng mit menschlichem Wissen verbunden. In ganz Österreich wird der Streuobstanbau bis heute durch das Engagement von Obstbaumbesitzern, Mostereien, Direktvermarktern, Initiativen, Vereinen und Verbänden am Leben gehalten und weitergegeben.
Die Pflege und Bewirtschaftung der Obstbäume, die Ernte, Lagerung und Verarbeitung des Obstes stehen im Zentrum des Streuobstanbaus. Traditionelle Handwerkstechniken und Werkzeuge für Baumschnitt, Veredelung und Verarbeitung sind fester Bestandteil der Praxis. Der Streuobstanbau umfasst auch verschiedene Bräuche und Rituale wie die Neupflanzung von Bäumen bei Geburten oder die Ernennung von Apfel- oder Mosthoheiten. Es gibt zahlreiche öffentliche Feste wie Obstblütenfeste oder Tage der Streuobstwiese, die Teil der Streuobstkultur sind. Das über Jahrhunderte entwickelte Wissen im Streuobstanbau ist vielfältig und unverzichtbar für den Erhalt dieser Kulturform. Es umfasst landwirtschaftliche Erfahrungen, Bewirtschaftungspraktiken, Handwerkstechniken und Kenntnisse über tausende von Obstsorten und ihre geeigneten Standorte und Nutzung. Beispiele dafür sind der Bau von Obstpressen, Fassbinderei, Leiterherstellung, Rechenherstellung, Korbflechterei und Töpferei. Ein eng mit dem Streuobstanbau verbundenes Handwerk ist die Tätigkeit als Baumwärter:in und Obstbaumpfleger:in.
Die Weitergabe des Wissens und der dazugehörigen Fertigkeiten erfolgte zunächst mündlich und später auch durch Bücher und Zeitschriften. Es wird auch durch Tagungen, Lehrgänge, Praxiskurse, interaktive Ausstellungen, Freilichtmuseen, Streuobstpfade und Online-Portale weitergegeben. Durch Umweltbildungsprogramme werden Kinder und Jugendliche in den Streuobstanbau eingebunden und das Wissen an zukünftige Generationen weitergegeben.
Apfelernte - Streuobstwiese
Foto: Weingerl
Streuobstwiese
Foto: weinfranz